Jubiläums-Generalversammlung –
60 Jahre Männerriege
Der unbekannte Männerriegler erinnert sich . . .

Jubiläums-General-versammlung –
60 Jahre Männerriege
Der unbekannte Männerriegler erinnert sich . . .

Generalversammlung der Männer-Riege Walchwil vom 1. April 2022 im Zentrum Elisabeth, Walchwil

Generalversammlung der Männerriege Walchwil vom 1. April 2022 im Zentrum Elisabeth, Walchwil

Text: Hans-Peter Schweizer

Der «unbekannte Männerriegler» ist ein nicht namentlich identifizierbarer Zeitzeuge von etwa 60 Jahren Turnhalle und Männerriege Walchwil. Er existiert eigentlich gar nicht reell, war allerdings immer und überall dabei und erzählt deshalb in der ICH-Form.

1961
Als im Herbst 1961 die Bagger auffuhren, zwecks Aushub für Turnhalle und Schulhaus war ich gerade im Sek-Schüler-Alter. Wir Walchwiler Sek-Schüler besuchten den Unterricht damals in Zug, da hier die Sekundarstufe noch nicht existierte. In der herbstlichen Abend-Dämmerung schlichen wir jeweils auf der Baustelle im Oeltrotten-Quartier herum und klauten leere Bierflaschen, welche am freien Mittwoch-Nachmittag im Engel oder im Bahnhöfli in bare Münze eingetauscht wurde. Eine Flasche ergab immerhin 30 Rp. Den sogenannten Reinerlös wurde sofort im Chile-Jelmoli bei Willy Bieri in Glacé, 5er-Mocken oder Goggi-Frösche umgewandelt. Mit einem Einwurf von 1 Franken konnte man am mechanischen Ritsch-Ratsch-Zigaretten-Automaten auch Parisiennes, Mary-Long, Brunette oder Stella-Filter herausziehen. An das Übelwerden möchte ich allerdings nicht mehr zurückdenken . . .

1962
In den ersten Januarwochen wurde in Walchwil bei uns Schülern gemunkelt, dass ein paar ältere Herren eine sogenannte Männer-Riege gegründet hätten. Im Sternen beim BrüeliPius hätten sich am Dienstag 9. Jänner 1962 etwa ein Dutzend von diesen Typen getroffen. Von Zug, Baar und sogar von Rotkreuz seien ein paar Gleichgesinnte mit dabei gewesen. Treibende Kräfte heisst es, seien die zwei LG-Büetzer «SchmidliSepp und SuterJäggi» gewesen. Weiter sei der Lastwagen-Chauffeur von der Seestrasse, der ZimmermaKobi und der Malermeister HösliFritz auch dabei gewesen. Geholfen hätte ihnen sogar der Gemeindehäupling «ChilchmattWisel» und der «LehrerLüönd». Den Segen zu alledem gab sogar der Dorfpfarrer Josef Schlumpf. StärneWirt Brühlmann, Zeughäusler BlattmaHans, JuhenSepp, MeuwlyPaul und RustToni (Bruder von Kari) waren die weiteren dieses neuen Klubs. Man hörte auch dass diese Männergesellschaft noch bis tief in die Nacht zusammen gesof . . . eh gesprochen hätten.
Was ein Turnverein war, wusste ich damals schon, aber was eine Männer-Riege ist? Als ich meinen Vater danach fragte sagte er nur barsch: «Das sind so Typen, die machen den katholischen Handstand auf dem Barren, boxen mit der Faust schwarze Bälle über die Schnur und die übrigen machen Hoch-, Weit- und Seitensprünge und werfen den Kindern sogar Eisenkugeln in den Sandkasten. Und überhaupt, die würden gescheiter etwas arbeiten als mit solchen Übungen dem Herrgott die Zeit zu stehlen». Was denn dieses «Seitensprünge» sei, wollte ich wissen. Da meinte er nur: «Da frag Mal deine Mutter». Als ich meine Mutter danach fragte, meinte sie leicht verlegen: «Da frag Mal deinen Vater!» Seis drum. Ich habe es dann später selbst einmal gemacht – Hochsprung meine ich.

1963
Am Sonntag 20. Oktober 1963 war es endlich soweit: Schulhaus und Turnhalle wurden feierlich eingeweiht. Mit der kirchlichen Feier am Morgen mit Ehrenpredigt und anschliessender Segnung durch Pfarrer Schlumpf folgte um 14:00h die weltliche Feier mit dem Fest-Umzug von uns Schülern. Route: Altes Schulhaus – Engel – Neues Schulhaus.
Bei Ankunft beim neuen Schulhaus: Ballonwettflug für alle Walchwiler Kinder. Mein Ballon landete schliesslich bei der Ausseregg (Gerade bei der gefährlichen Stelle auf dem heutigen Spielplatz)

Und dann folgte Rede über Rede.
Den Anfang machte Einwohnerrat Thomas Hürlimann, der Präsident der Schulhausbaukomission («Schmitte Thomas», Der Vater von Tobias) Irgendwann folgte sein Bruder der «SchmitteHans» (Der spätere Bundesrat) und wie könnte es anders sein der «Chilchmattwisel) (damaliger Landammann) sprach in markigen Worten zur Gemeinde.

Wir vom Kinderchor mussten zuerst das Walchwiler-Lied singen und ein Spiel vorführen bevor wir endlich ein paar Wienerli und ein Mutschli essen durften und dazu natürlich ein sogenanntes «Buebe Bierli» (Vivi Kola) trinken konnten.
Die Dorfmusik und das Jodeldoppelquartett wechselten sich mit ihren Darbietungen ab.
Ich erinnere mich noch genau an den Marsch «Hütet Euch am Morgarten» von Xander Seffel (Einem Walchwiler Komponisten mit richtigem Namen Josef Alexander Enzler (*1884 in Walchwil, +1976 in Rheinfelden)

1963 – 1966
Die Amtszeit vom ersten Präsidenten Jakob Suter endete nach lediglich vier Jahren an der GV 1966.
Die mühsamen Querelen um Kunstturner, Faustballer und Leichtathleten mochten das Ihrige beigetragen haben. Der Name Suter lebte und lebt weiter. Sein jüngster Sohn Guido, der sich heute in unserer Mitte befindet war mit Bruder Toni einer der schnellsten Zuger 100 bzw. 200-Meter-Läufer.
Toni war auch während vier Jahren als Oberturner beim KTV aktiv.

1966 – 1985
Die Wahl von «Turnvater» Josef Schmidlin (früher ca. 19 Jahre Präsident im KTV) anlässlich der GV 1966 brachte nicht zuletzt durch die beiden Vorturner Karl Rust (ab 1964) und Paul Ehrler (ab 1973) etwas Ruhe in die Männerriege. Das Interesse am Faustballspiel war in dieser Zeit etwas in den Hintergrund geraten. Mit dem Alpin-Chef Paul hatte man plötzlich einen Bergführer mit dem man den Uri-Rotstock und sonstige 3000er besteigen konnte. Die Mitgliederzahl stieg kontinuirlich. 1978, zum 30. Geburtstag trat auch «MetzgersFranz» der MR bei. In diesem Jahr zählte der Verein 33 Mitglieder die mehr oder weniger fleissig am Donnerstag zu den Trainings erschienen. Die Amtszeit vom zweiten Präsidenten Sepp Schmidlin endete nach 19 Jahren an der GV 1985.

1985 – 2018
Mit der Wahl von Franz Rust begannen gewissermassen die Vorbereitungen ins 21. Jahrhundert. Die Amtszeit von Franz war geprägt von einem überdurchschnittlichen Zusammenhalt und bester Kameradschaft. Alois Weber als damaliger Kassier hat uns damals mit seinen grafischen Kassa-Berichten und den witzigen Bemerkungen an den Generalversammlungen begeistert (Ausgenommen die konservativen Buchhalter, die hatten so gar kein Verständnis für solchen Klamauk . . .)

1989
In diesem Jahr kam der Wechsel in die neue, grössere Turnhalle an der Schulhausstrasse. Damit begann die Neuzeit in der Turnbewegung und für mich eine Art . . .
. . . Trennungsschmerz da ich die alte Halle vermisste:
Ich erinnere mich an all die Fasnachtsbälle, an die Gemeindeversammlungen, an denen am Ende der «RitachToni» seine Wortgefechte mit dem Gemeindepräsidenten «ChilchmattWisel» austrug. An die Theateraufführungen wo der «GarageChabi mit BlattmannHans» mit Ihrem Spiel Jung und Alt begeisterten. Wo an den Freitagen die Fetzen flogen, wenn die «Kampftruppe Rust» vom Hinterberg beim Ring-Hockey aneinander gerieten. Wo 1974 die Bundesratsfeier für Hans Hürlimann stattfand und der KTV mit dem neuen Logo und dem gelben Trainngsanzug aufmarschierte . . .

. . . Alles nur Nostalgie . . .

. . . gehen wir zu den Überlieferungen die aus Franz Rust’s Zeit stammen:

Klausjagen:
Franz als Chlaus. Start bei René Eichenberger im Keller. Mit Klaus Willimann besuchten wir jeweils als erstes Amtskollege Peter Wetter. Nusslikör im Eichhof, ein Glas Bier da, ein Glas Rotwein dort, ein Glas Weisswein irgendwo und dann noch ein Bier, ich weiss nicht wo . . .

Raclettestube
Seit 1991 die erfolgreiche Führung der Racclette-Stube an der Walchwiler Kilbi.

Innerschwyzer Skikarussel
Für uns Alpin-Skifahrer immer wieder ein Highlight. Route. Sattel – Hochstuckli – Haggenegg – Alpthal – Holzegg – Oberiberg – Steibode – Laucherechappeli – Illgau → Sigristenhaus zum Mittagessen

Turnerchränzli
Ich erinnere mich an die schwarz/weissen Herren mit Zylinder, die starken Männer oder den von Susy Höfler mit uns einstudierten Ballett-Vortrag anlässlich der früher alljährlich durchgeführten KTV-Turnerchränzli.

Fasnachtsumzüge
Fasnachtswagenbau bei FeldSebi, in grosser Kälte in der Stalleinfahrt. Es brauchte so manchen braunen Kräuter um uns aufzuwärmen. In besonderer Erinnerung ist mir: Der legendäre Umzug anlässlich der Fasnacht 1993, als unser Mitglied, der Pfaffebode Wysel Hudivater war. Das Motto, Massgeblich von Fritz Enzler vorgegeben: Fromage-Blamage in Anlehnung an die Misserfolge der Schweizer Alpinskirennfahrer.

Bummel mit Brötlete
Als beliebter Sommer-Anlass zu Beginn der Ferienzeit hat sich dieser Anlass bei RägeteSebi in der Tenneeinfahrt etabliert. Für die Einen eine kleine Wanderung, für die andern eher ein «Knieschonendes Turnen»

Die M-Riegler als Allroundler
Boccia, Bowling, Curling, Kegeln, Luftgewehr- und Armbrustschiessen, Minigolf und sogar Go-Kart fahren in Morschach oder in Root auf der Indoor-Kartbahn machten das sportliche Jahr zu einem unheimlichen Spass.

2000
Das Millennium wurde gebührend bei Pasta Barolo und Barbaresco im Piemont gefeiert.

2018 – 2022
Pünktlich zu seinem 70. Geburtstag war für Franz nach 33 Jahren an der Spitze der MR Schluss. Zum Zeitpunkt vom Rücktritt von «Metzgers Franz» zählte die MR total 52 eingeschriebene Mitglieder. Eine Innerschweizer Zeitung schrieb anlässlich der 56. Generalversammlung: Hürlimann folgt auf Rust

Die Wahl von Markus zum vierten Präsidenten der MR war durch und durch ein Volltreffer: Fachkundig in allen Belangen rund um den Turnbetrieb, hilfsbereit in jeder Lebenslage – geachtet und beliebt bei Jung und Alt. Mit Markus Hürlimann, seit seinen frühesten Jugendjahren als «Body» weit über die Gemeindegrenzen hinaus bekannt, übernahm einer das Vereinsschiff, der das Turnwesen von der Pike auf gelernt hatte. Jugendriege, Aktiver des KTV Walchwil sowie letztlich die Männerriege waren die Stationen einer «beispiellosen lokalen Turnerkarriere». Damit nicht genug: In jeder der genannten Riegen war «Body» auch als Vorturner oder Leiter in irgendeiner Disziplin tätig.
Es war Body leider vergönnt eine normale Präsidialzeit zu verbringen da ab 2020 die Pandemie bekanntlich der ganzen Männerriege einen Strich durch die Rechnung machte.

Body hatte allerdings schon zu Beginn seiner Amtszeit mit dem Gedanken gespielt, dass er eventuell mit seiner Pensionierung im Jahr 2022 seinen Rücktritt geben werde. Und das hat er heute getan.

Schlusswort und die Zahl 19
Unser zweiter Präsident, Sepp Schmidlin war bekanntlich 19 Jahre Präsident des KTV Walchwil. Er war ebenfalls von 1966 – 1985, 19 Jahre Präsident der Männerriege Walchwil. Heute vor genau 19 Jahren hat uns «SchmidliSepp» am 1. April 2003 im 90. Altersjahr für immer verlassen.

Mit diesen Zeilen verschwinde ich der «Unbekannte Männer-Riegler» wieder aus Eurem Leben.